Washington

Zeitraum 18.06.-03.07.2018 & 13.07.2018

Gemeinsam mit Timur überquerte ich die Grenze der Vereinigten Staaten von Amerika, zunächst ging es nach Seattle, dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Staates. In der Gegend rund um Seattle waren wir fast 2 Wochen lang unterwegs und haben einige einmalige Erlebnisse machen können!


Everett

Auf dem Weg nach Seattle machten wir in Everett halt. Dies ist die nördlichste Stadt der Metropolregion rund um Seattle und nach meinen Informationen hatte die Feuerwehr einige Rosenbauer-Löschfahrzeuge und Drehleitern im Dienst. An Wache 1 angekommen fuhr aber plötzlich ein uraltes Löschfahrzeug raus zum Einsatz - wie sich herausstellte ein Reservefahrzeug. Im Gespräch mit den Feuerwehrleuten erfuhren wir, dass die Rosenbauer-Fahrzeuge denen wohl gar nicht zugesagt haben und deshalb teilweise die Vorgängerfahrzeuge wieder im Dienst sind. Neue Pierce-Fahrzeuge seien wohl als Ersatz schon bestellt. Nachdem wir an Wache 1 sowohl das Reservefahrzeug, als auch die normale Engine 1, die Ladder 1 und Medic 1 gefilmt hatten, fuhren wir weiter zur Wache 2, wo nach einem sehr netten Gespräch mit der Wachmannschaft noch eine Aufnahme von Engine 2 drin war.


Seattle

Nun waren wir in Seattle angekommen, der unbestreitbar wichtigsten Stadt des Staates Washington und auch des pazifischen Nordwestens der USA. Von unserem sehr zentral gelegenen Hotel fuhren wir zahlreiche Wachen im Stadtgebiet, aber auch Nachbarstädte wie Bellevue, Renton oder Redmond an (mehr dazu unten!). In der Innenstadt von Seattle gibt es zwei Feuerwachen, Fire Station 2 und Fire Station 10. Eine Feuerwache 1 gibt es in Seattle nicht. Generell sind die Fahrzeuge in Seattle ziemlich durcheinander nummeriert, so ist auf Wache 2 beispielsweise Ladder 4 stationiert und Ladder 1 steht auf Wache 10. Ladder 10 wiederum steht auf Wache 25, die ebenfalls nahe der Innenstadt liegt. Filmen konnten Timur und ich in Seattle so einiges, an den Wachen 2, 10, 17, 25, 28 & 31 waren wir erfolgreich. Alle Aufnahmen aus der Innenstadt sind schon in einem Zusammenschnitt online, alle Aufnahmen außerhalb der Innenstadt folgen in einiger Zeit in einem anderen Zusammenschnitt.

Heavy Rescue

Als wir an einem weiteren Tag an Wache 10 warteten, hörten wir plötzlich den Alarmton und danach eine sehr lange Durchsage. Neben Aid 5, Engine 10, Ladder 1 (Reserve) & Aid 10, die von der Wache abrückten, hörten wir auch plötzlich überall in der Stadt Sirenen von anfahrenden Fahrzeugen. Ein Blick auf die App "PulsePoint", die sekundengenau Einsatzorte anzeigt, erfuhren wir, dass es sich um eine Technische Rettung handelt und auch Rescue 1 mit Ladder 7 alarmiert waren. Diese bilden gemeinsam das Spezialistenteam für solche Einsätze und fahren für amerikanische Verhältnisse ziemlich selten (ca. 250 Einsätze pro Jahr). Wir rannten also, was das Zeug hielt - und standen leider eine Kreuzung zu weit hinten. Dennoch konnten wir Rescue 1 noch in Bewegung erwischen, als er dann die finale Einsatzstelle erreiche. Bei dem Unfall ist ein PKW in ein Restaurant gefahren, den Grund dafür kenne ich nicht, mutmaßlich war es wieder der typische "Gas & Bremse Verwechseln"-Unfall, da die fahrende Person schon etwas betagt war. Das Video dazu gibt es hier.


Bellevue

Neben Seattle waren wir auch in der Nachbarstadt Bellevue unterwegs. Bellevue (wie Belview ausgesprochen) ist so etwas wie ein Vorort der Reichen. Interessant ist vor allem das sogenannte Light Force System. Dieses ist in der Region Los Angeles häufiger anzutreffen und wurde auch von einem Feuerwehr-Chef, der von L.A. nach Bellevue zog, mitgebracht. In Bellevue besteht die Light Force aus einer Ladder und einer Pump. Die Pump ist ähnlich bestückt wie die Engines der Stadt, hat aber nur eine Besatzung von einer einzigen Person, nämlich dem Fahrer. Auf der Ladder hingegen sind 4 Firefighters eingesetzt. Die Light Force gilt als eine Art Team für Technische Hilfeleistung sowie bei Brandeinsätzen für die Rettung von eigenem Personal und die taktische Ventilation. Es ist also keine Brandbekämpfungseinheit im engeren Sinne. Die beiden Fahrzeuge der Light Force rücken niemals getrennt voneinander aus, wenn also ein Alarm kommt, filmt man immer beide Fahrzeuge.

Bellevue hat insgesamt 9 Feuerwachen, zwei davon mit einer Light Force (Wache 3 & Wache 7) sowie 7 Wachen mit normalen Engines, die dann auch mit 4 Kameraden besetzt sind. Timur und ich konnten mit etwas Glück beide Light Forces sowie Engine 1 und Aid Unit 1 (RTW) filmen. Die Crew von Light Force 7 war super cool, sie schalteten extra die Lichter für uns ein, obwohl es sich um einen Einsatz ohne Sondersignal handelte. Sehr freundlich!


Redmond

Nach Bellevue ging es in die weiter östlich gelegene Nachbarstadt Redmond. Hier hat unter anderem Microsoft seinen Hauptsitz, aber wir steuerten natürlich sofort Wache 16 an. Hier sind ein Rettungswagen, ein Rüstwagen und ein Tower Ladder Truck stationiert. Wir waren sehr verwundert, als wir klingelten und uns die dreiköpfige Crew erklärte, dass sie hier alles besetzen, je nach dem, was halt alarmiert wird. Nach einem netten Gespräch klingelte es plötzlich und eine Anwohnerin brachte als kleine Aufmerksamkeit eine Pizza vorbei. Da die Feuerwehrler aber gerade schon zu Mittag gegessen hatten, gaben sie die gleich an Timur und mich weiter, zusammen mit einem Patch als Geschenk. Auch hier: Sehr freundliche Crew! Und einen Alarm gab es kurz danach auch noch.


Renton

Renton liegt südöstlich von Seattle und ist unter anderem wegen den dortigen Boeing-Werken (Flugzeughersteller) bekannt. Wir waren an der Hauptwache (Fire Station 11) zu Gast und stellten uns wie immer als deutsche Feuerwehrbegeisterte vor. Es dauerte nicht lang, bis ein Paramedic (Notfallsanitäter) in Uniform auf uns zukam und fragte: "Na, wo sind denn die Besucher aus Deutschland?" - So lernten wir dann Michael kennen, der bereits seit 20 Jahren in der Region Rettungsdienst fährt und ursprünglich aus Deutschland kommt. Als dann noch herauskam, dass Michael früher in Deutschland auf einer für meinen Wohnort zuständigen Rettungswache Dienst schob, stellte ich mal wieder fest, wie klein die Welt doch ist. Neben Michael selbst als Beifahrer im Rettungswagen filmten Timur und ich noch Engine 11 & Reserve-Ladder 11 an der Feuerwache!


Tacoma

Es ging weiter südlich nach Tacoma. Die Stadt ist die drittgrößte im Staat Washington und vermutlich eine der am wenigsten einladenden. Generell wirkte sie ziemlich schmutzig und verwahrlost. Die Innenstadt war zwar recht okay, dafür war dort aber überhaupt nichts los. Feuerwehrtechnisch waren wir an mehreren Wachen (1, 8 & 13) erfolgreich und konnten insgesamt drei der vier Ladder Companys sowie zwei Engines und eine Medic Unit filmen. Zu einem Kabelbrand in einem Kindermuseum sind Engine 1 & kurz danach Ladder 1 ausgerückt.


Olympia

Olympia (die Hauptstadt von Washington) ist eine ziemlich bittere Geschichte für uns. Nachdem Timur und ich ein paar Tage auch in der Natur (Olympic National Park) unterwegs waren, hielten wir in den Abendstunden auf dem Rückweg nach Seattle noch an Olympia's Wache 1 an. Nachdem wir die Wache besichtigt hatten, bekamen wir aber Hunger und entschieden uns leider eine Minute zu früh, zu fahren. Denn kaum waren wir um die Ecke und ein paar hundert Meter gefahren, ertönte aus dem Scanner ein Alarm für ein "Structure Fire" - also einem Gebäudebrand. Da der Scanner aber den ganzen Landkreis einfing, wussten wir nicht genau, welche Feuerwehr alarmiert war. Nachdem wir an einer geeigneten Kreuzung hielten und warteten, aber nichts kam, entschieden wir uns, zurück zur Wache zu fahren. Bereits kurz bevor wir wieder an der Wache waren, kam aus einer Straße rechts mit ohrenbetäubendem Lärm Engine 3 des Olympia Fire Department angefahren, als wir auf Höhe der Wache waren, sahen wir an der nächsten Kreuzung bereits Engine 4 und kurz nachdem wir das Auto abgestellt hatten, fuhr Engine 2 an uns vorbei. Engine 1, Ladder 1 und der Battalion Chief waren natürlich schon lange ausgerückt. Neben zwei Rettungswagen gelang es uns zwar auch noch den Feuerwehrchef zu filmen, dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack, denn wann kann man schon mal eine gesamte Feuerwehr an einer Kreuzung direkt neben der Hauptfeuerwache filmen? In diesem Fall wäre es gegangen - hätten wir eine Minute länger ausgehalten. Das Feuer war leider auch bestätigt und hinterließ einen größeren Sachschaden.


Auburn

Zurück in der Gegend rund um Seattle war nun Auburn unser Ziel. Diese Feuerwehr habe ich wegen ihrer besonderen Drehleiter ausgesucht, die (wie auch die Leiter in Victoria, BC) auf einem Rosenbauer Raptor-Konzept basiert. Die extrem freundliche Crew zeigte uns "Deutschen" begeistert ihr Fahrzeug, meinte aber auch, dass sie das Gerät nur im äußersten Notfall einsetzen - und jeden Freitag, um es überhaupt mal zu benutzen. Leider waren wir an einem Donnerstag da. Das Department war allerdings ziemlich gut beschäftigt, bereits nach kurzer Zeit hatten wir Aufnahmen der Medic One Unit, des Battalion Chief & der Engine zu verschiedenen Einsätzen im Kasten. Eigentlich lief der Tag perfekt - bis dann der Einsatz kam, den Timur und ich heute noch als "den Einsatz" bezeichnen. Es ging normal los: Die Alarmlampe drehte sich und das Tor vom Battalion Chief ging hoch - nur dieser rückte aus. Doch keine zwei Minuten später kam die Nachalarmierung. Neben dem Tor der Aid Unit ging auch das Tor der Drehleiter hoch - und das von der Medic Unit in einem Nebengebäude. Wir wussten also, es muss etwas ernsteres sein und schmissen nach der Aufnahme unseren Scanner am Handy an. Hier war schnell von einem Unfall die Rede und wir entschieden uns, entsprechend Position zu beziehen um vielleicht noch etwas anderes dorthin zu erwischen. Wir wussten zu dem Zeitpunkt gar nicht, was passiert war. Doch nach ein paar Minuten sahen wir einen Nachrichtenhelikopter am Himmel kreisen und sahen daher im Internet nach. Dort erfuhren wir von einem schrecklichen Unfall, der uns erstmal für einige Zeit die Sprache verschlug, doch lest selbst. Hinterher fühlten wir uns leer, weil wir ja noch extra zu einer anderen Kreuzung gefahren sind - hätten wir das vorher gewusst, wären wir selbstverständlich eher gefahren. Im Nachhinein würde ich das als schwärzesten Tag auf meiner Reise betrachten.


Seattle-Tacoma Airport

Nachdem wir uns von dem Schock einigermaßen erholt hatten und auch mit dem Paramedic Michael noch mal darüber redeten, fuhren wir wieder eine Wache in der Stadt "SeaTac" an. Die empfing uns wie gewohnt freundlich und machte uns auf die Flughafenfeuerwehr des Seattle-Tacoma International Airport aufmerksam. Wir sollten doch dort mal vorbeischauen. Ich erinnerte mich daran, dass sowas in Deutschland eigentlich de facto unmöglich ist, zumindest bei den großen Flughäfen und war irgendwie nicht überzeugt. Doch Timur drängte, es mal zu probieren und daher taten wir es. Unerwarteterweise wurden wir mit offenen Armen empfangen und gleich dem diensthabenden Feuerwehrchef vorgestellt. Dieser schickte uns mit einem jungen Feuerwehrmann los, der uns sogar ein paar Meter auf das Flugfeld raus begleitete. Völlig irre! Plötzlich ertönte ein Alarm für das Löschfahrzeug und wir konnten unser Glück kaum fassen. Doch irgendwie tat sich nichts, bis dem Feuerwehrmann wieder einfiel, dass dieses Fahrzeug aktuell ja außerhalb der Wache ist. Das war natürlich schade aber die spontane Besichtigung schon spektakulär genug!


Yakima County

Nun verabschiedete ich mich von Timur, der zurück nach Vancouver fuhr, während ich mich auf den Weg in Richtung Osten machte. Durch das Gebirge der Kaskadenkette änderte sich die Landschaft erheblich. Die nasse Luft, die vom Meer kommt, bleibt nämlich davor hängen, weshalb es in der Region um Seattle auch - gerade im Winter - sehr häufig regnet. Östlich hingegen kommt die nasse Luft kaum durch und alles ist unglaublich trocken. Kaum bemerkte ich diesen markanten Wechsel, sah ich auch schon eine riesige Rauchsäule am Himmel stehen: Ein Flächenbrand! Dieser breitete sich bei Naches, nahe Yakima rasant aus und ich konnte nach kurzer Zeit einen Punkt auf meiner Liste abhaken: Ein Löschflugzeug in Aktion zu filmen. Kaum verließ ich den Großbrand im Wenas Valley bei Naches, weil der Wind drehte und es mir irgendwie nicht mehr so sicher vorkam, entdeckte ich in der Ferne bei Yakima eine weitere Rauchentwicklung. Dort in der Nähe angekommen griff der Grasbrand gerade auf einen Schuppen über und es erfolgte eine Nachalarmierung, die ich dann auch aufnehmen konnte. Im fertigen Video habe ich die Einsätze dann genau vertauscht, weil die Anfahrten der Einsatzkräfte natürlich viel actionreicher sind, als bloß die Aufnahme der Rauchwolken und des Löschflugzeuges im Wenas Valley. Das Video ist meiner Ansicht nach eines meiner besten, leider auch eines der am wenigsten nachgefragten, also schaut unbedingt HIER mal rein!


Yakima City

Am nächsten Tag dann war mein eigentliches Ziel dran, Yakima selbst. Hier war wenig los, es dauerte Stunden, bis ich mal Engine 1 (oder korrekt Engine 91) gefilmt hatte. Ich entschied mich dann, zur Flughafen-Feuerwache zu fahren, die sowohl für Teile der Stadt als auch den Airport zuständig ist. Hier ist eine Rosenbauer-Engine stationiert, das war auch der Grund für meinen Besuch. Die Crew war super nett und ich hielt mich eine halbe Ewigkeit dort auf - leider aber, genau umgekehrt wie in Olympia, eine Minute zu lange. Denn als ich mich verabschiedete und kurz vor Wache 1 (91) war, sind die gerade mit Engine & Ladder raus zu einem Structure Fire. An der Kreuzung konnte ich dann leider nur noch Engine 3 (93) und zwei verwackelte Aufnahmen von Battalion Chief und einem Polizeimotorrad machen. Schade.

 

Erwähnenswert ist noch meine Aufnahme von einem Rettungswagen, der auf einem Fiat Ducato Fahrgestell basiert. Vertrieben wird es in Amerika von der Firma Dodge.


Nach Yakima ging es in den Süden über die Grenze nach Oregon. Mehr dazu im nächsten Beitrag.


Vancouver

Von Oregon aus ging es nochmal kurz über die Grenze nach Vancouver. Vancouver ist nicht nur eine Stadt in Kanada, sondern auch im Süden von Washington. Zusammen mit Pierce Fan war ich an Wache 1 zu Gast, wo auf der Tiller Ladder in der hinteren Kabine ein Feuerwehrler fuhr, der relativ gut deutsch sprach. Bei den drei Einsätzen, die wir filmen konnten, winkte er uns immer und brüllte einmal noch "Vielen Dank für deinen Besuch, Lukas!" - hat man auch nicht alle Tage, sowas :D

 

Engine 1 war aus unbekannten Gründen nicht im Dienst, die Tiller Ladder übernahm die Einsätze.


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